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Contributor
Gisela Brinker-Gabler, biography
Biography
Als 1662 Catharina von Greiffenbergs "Geistliche Sonnette/ Lieder und Gedichte" erschienen, feierte sie der Nürnberger Kunstrichter und Poet Sigmund von Birken als "Teutsche Uranie", "deren zart-schöne Hände auf der Himmlischen Dichterharffe nur lauter-unvergleichlich zu spielen" verstünden.
Catharina von Greiffenberg entstammte dem protestantischen Landadel Österreichs. Seinem am Geist der Renaissance orientierten Bildungsideal gemäß erhielt sie eine sorgfältige Erziehung durch die Mutter und vor allem den Onkel, Rudolph Freiherr von Greiffenberg, der ihr den früh verstorbenen Vater ersetzte. Er war es auch, der den Druck ihres ersten Buchs veranlaßte, damit sie sich später einmal, wie er im Vorwort schreibt, an den Zeitvertreib ihrer Jugend erinnern könne, wenn sie "in mehrerm Glück und Vergnügung leben/auch vielleicht mit anderen Sorgen und Geschäfften beladen seyn" würde. Die Gedichte waren in den Jahren religiöser Erweckung entstanden, ausgelöst durch den Tod der jüngeren Schwester 1651, aber auch durch Gewissensnöte, denn ihr Onkel wünschte seit längerem, sie zu ehelichen. Zwei Jahre später gab sie schließlich ihren Widerstand auf und wurde seine Frau. Zu den inneren Spannungen kam die Ungunst der äußeren Verhältnisse. Der Druck der Gegenreformation hatte für die Protestantin wirtschaftliche, standes- und konfessionspolitische Konsequenzen. Sie mußte nicht nur den Glauben, sondern auch ihr Gut und Recht verteidigen. Wie viele protestantische Adlige verließ sie schließlich den Stammsitz der Familie, Burg Seyssenegg, und ging 1680, nach dem Tod ihres Mannes, für immer ins Nürnberger Exil. Der Wohnungswechsel bedeutete für sie auch die Aufhebung der jahrelangen geistigen Isolation auf dem Land. Neben ihrer Sonetten- und Liedersammlung veröffentlichte sie später die "Sieges-Seule", ein national gefärbtes Epos, das während der Türkenkriege 1663/66 entstand und mehrere "Andachtsbücher", die besondere Anerkennung fanden und sie zu Lebzeiten berühmt machten. Sie gehörte Birkens "Pegnesischem Blumenorden" an und war das erste weibliche Mitglied in Zesens "Deutschgesinnter Genossenschaft".