Preview
Pseudonym
Anke Hanß, Anna Orena Höijer
Contributor
Gisela Brinker-Gabler, biography
Biography
"Hans Ovens Tochter Anna", wie es triumphierend im Refrain eines ihrer Lieder durch alle Verse hindurch erklingt, war eine Frau von unbeugsamem Selbstbewußtsein und fanatischer Wahrheitsliebe.
Sie wurde als Tochter des Astronomen Hans Oven in Koldenbüttel in Holstein geboren, sprach Latein und Griechisch und las Hebräisch. Nach dem frühen Tod ihrer Mutter wurde sie, kaum fünfzehn Jahre alt, mit dem begüterten Hermann Hoyer verheiratet, mit dem sie fünf Kinder hatte. Erst nach dem Tod ihres Mannes (1622) engagierte sie sich in den religiösen Auseinandersetzungen der Zeit. Sie verurteilte die intolerante Lehre und die Lebensweise der Geistlichen in ihrer Heimat und schloß sich der Wiedertäuferbewegung an. Sie begann religiöse und politische Pamphlete zu verfassen, schrieb Briefe, didaktische und satirische Dichtungen sowie religiöse Lieder. Ihre kräftigen, volkstümlich klingenden, oft ungeschliffenen Verse der satirischen und didaktischen Dichtung erinnern ebenso wie die viel schwungvolleren und im Vers flüssigeren religiösen Lieder an die Dichtung des sechzehnten Jahrhunderts.
In wirtschaftliche Not geraten und von ihren Freunden verlassen, mußte Anna Hoyers später ihr Gut zu Hoyersworth verkaufen und kam 1632 über Hamburg nach Schweden, wo sie bei der Witwe Gustav Adolfs, Marie Eleonore, Aufnahme fand. Sie starb 1655, weltfeindlich und in mystische Vorstellungen versunken, auf dem Gut Sittwick, das ihr die Königinwitwe geschenkt hatte. Eine Auswahl ihrer Dichtungen erschien 1650 in Amsterdam. Das Buch wurde vielerorts verbrannt, da sie als Häretikerin galt. Eine in Stockholm aufbewahrte Handschrift enthält noch zahlreiche unveröffentlichte Lieder.